Aserbaidschan - II - Schlammvulkane, Crystal Hall und Sommerpalast

Aserbaidschan


Nach einem guten Frühstück ist das heutige Ziel eine Gegend mit Schlammvulkanen. Ein sehr alter Bus mit abgewetzten Sitzen fährt weit aus der Stadt raus. Verfolgt wird die Fahrt Mithilfe des Smartphones. Mitten im Nirgendwo soll es nun sein. Die Häuser hier sind teilweise nicht als Häuser zu bezeichnen, da sie noch im Bau sind oder ist es schon eine Ruine? 

Auch die Treppen vor den Häusern sind teilweise in einem sehr fragwürdige Zustand. 

Der Schotterweg ist staubig und uneben. Ein kleiner Bub fragt in seiner Sprache wohl ob die Schlammvulkanen das Ziel sind. Nach bejahender Antwort schlendert der Schuljunge voraus. Er trägt ein sauberes T-Shirt, eine ordentliche Hose und isst einen Apfel. Vorbildlich uuund etwas verwunderlich, bei dem Zustand dieser Umgebung. Wenige hundert Meter später deutet er auf ein Loch im Boden, es ist ungefähr so groß wie ein Handteller. Deutlich zu erkennen ist der noch feuchte Schlamm rundherum um das Loch. Das muss es also sein! Kein Pfeifen, kein zischen, kein blubbernder Schlamm, keine Fontäne, kein Dampf. Nichts! Absolut nicht ist an diesem Ding spektakulär. Genau ein Foto landet auf dem Handy. Ein Foto, von grauem Boden. 


Auf die Frage ob es der einzige „Vulkan“ hier sei oder ob es noch weitere gäbe antwortet der Bub nicht. Er schaut etwas verwirrt, dreht sich um und geht, die Mutter ruft schon suchend nach ihrem Sohnemann. 

Etwas enttäuscht, aber gleichzeitig auch belustigt von diesem absurden Spaziergang in der Pampa um Pampe aus Masche zu finden. 

Auf dem Weg zum Bus fällt jetzt erst die geschundenen Landschaft so richtig auf. Plastik jeglicher Art ist auf dem Bodenverstreut und teilweise ist es schon tief in die rissige, vertrocknete Erde hinein getrampelt worden. Diverse undefinierbare, gebrochene Knochen und komplett intakte Kieferknochen samt Zähne liegen hier herum, alles tierischer Herkunft versteht sich.  

Abends im Restaurant ist der Service anscheinend zügiger, wenn eine Wasserpfeife bestellt wird. An den meisten Tischen steht eine Shisha und vernebelt die Nacht mit ihrem Dampf. Die Lokalität ist gut gewählt. Während eine Musikerin bekannte Songs covert schweift der Blick über das beleuchtete Gemäuer der Altstadt. 

Ziel der heutigen Nacht ist die Crystal Hall am westlichen Ende der Uferpromenade. Die Konzerthalle ist kilometerweit sichtbar. Überdimensional große Kristalle die zu einem Kreis geformt wurden, so ist diese Konzerthalle entworfen. Die Fassade besteht aus Glas und Millionen Lichtern. Weißes Funkeln auf schwarzem oder dunkelblauem Hintergrund, bezaubernd für die Augen des Betrachters. 


Das Gelände ist weitläufig gestaltet. Elektroroller wären hier perfekt, sind er leider nicht vorhanden.

Nach guten sechs Stunden Fahrt am nächsten Tag erreicht der Langstreckenbus den Ort Sheki. In dieser Kleinstadt im nördlichen Teil des Landes stehen viele Statuen von menschlichen Köpfen. Die Berühmtheit dieser Persönlichkeiten ist wohl nur in diesen Breitengraden bekannt.

Öffentliche Verkehrsmittel sind immer eine knifflige Sache. Auf unbekannter Sprache oder und Schrift kann es schon so manchen entmutigen. Fragen kostet nichts und meist kennt einer, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der englisch spricht oder es lauscht einer, der sich freut mal wieder englisch zusprechen. Zu sprechen versucht und sich riesig darüber freut, dass er die wenigen Brocken verständlich genug zum Ausdruck bringen kann. Nun denn, nächste Haltestelle aussteigen. Nein, doch schon hier und jetzt und dann in den Bus Nummer sieben. Alles klar.

Der Khanspalast von Sheki ist eine ehemalige Sommerresidenz. Nach großer Renovierung ist er nun seit diesem Jahr für Touristen zu besichtigen. 


Chinesische, deutsche und englische Touristenführer erzählen über das Gemäuer. Die Wände und Decken sind komplett bemalt. Sie weisen Symbole der großen Weltreligionen auf. Die eine Ecke ist mehr hinduistische angehaucht, eine andere Ecke mehr buddhistisch. Die Fenster sind aus buntem Glas und lassen sich auf englische Art von unten ach oben schieben und somit öffnen. Höchst moderne Technik für die damalige Epoche.


Es ist immer wieder erstaunlich, dass sich frühere Architekten jedes noch so kleinste Detail für Paläste präzise geplant haben, aber ein ordentlicher Weg als Auffahrt war dann wohl zu viel verlangt. Vielleicht war diese Aufgabe auch zu langweilig. So wurden einfach ein großer Haufen Steine gesammelt, spitz oder rund, völlig egal. Sie wurden dann auf den Boden geworfen, mit Kieselsteinen und groben Sand die Lücken gefüllt und fertig. Regen und Tausende Schuhe haben diese Füllung im Laufe der Jahre weitestgehend weggetragen. Mit einem grazilem Gangbild kann sich hier niemand rühmen.


Im öffentlichen Stadtpark bohren die Blicke. Zwei Touristen, unter hundert Einheimischen. Eine der beiden ist sogar eine Frau! Bei genauerer Beobachtung ist diese Grünanlage eine reine Männer Domäne.

Mithilfe von Zeichensprache wird das Abendessen bestellt. Nach Einbruch der Dunkelheit ist es sehr angenehm nicht alleine als Frau durch die spärlich beleuchtete Seitenstraße laufen zu müssen.

Der Frühstückstisch steht vor einer großen Glaswand mit Blick auf den herrlich unperfekten Garten. Granatapfelbäume, Rosen und dazwischen wuchert das Unkraut. Die alten Holzdielen knarzen unter dem Teppich, der Duft von Tee hängt im Raum. Hier ließe es sich gut und gerne länger aushalten.


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