Wie es zur Weltreise kam

 Der Entschluss

Es begann letztes Jahr, also vor gut 14 Monaten. Vermutlich war es eine Mischung aus: der letzte Urlaub liegt schon weiter als ein halbes Jahr zurück und ein sehr guter Freund kam von seiner eigenen Weltreise zurück. Er erzählte an seinem Geburtstag von seinen Erlebnissen, mit der PowerPoint Präsentation machte er wohl alle Gäste neidisch. Somit war der Entschluss gefasst. Es geht wieder hinaus in die weite Welt. Dieses Mal aber länger als bei der letzten langen Reise, 131 Tage gilt es zu überbieten.


Schon wieder?

Als Mutter erfuhr, ihre Tochter möchte noch ein Mal lange ins Ausland, war ihr Mund für etwa eine Minute stumm. Dann meinte sie nur „AHA“. Der Schock schien tief zu sitzen, tagelang wurde dieses Thema totgeschwiegen. Der Bruder war erst überrascht, dann bisschen entsetzt „Ehrlich jetzt? Denkst du wirklich du brauchst das schon wieder?“ „Wenn du mich so fragst…  Ja ich denke schon“ Er dachte wohl an eine beginnende Depressionen und nicht an die pure Lust zum Reisen. Ein paar Nächte vergingen und eine sehr gute Freundin der Tochter fragte die Mutter „Na, was hältst du davon?“ „Ich dachte eigentlich, dass wir mit diesem Thema durch sind“ Der Satz klang als wäre das Thema - Reisen - eine Phase, welche irgendwann vorüber gehen würde. 

Liebste Mama, dieses Thema wird niemals vorüber gehen. Es wird immer ein Teil meiner Selbst sein.

Aber nicht nur Mutter hat verdattert geschaut, jeder im Umfeld. Die Fragen reichten von „Schon wieder?“ „Wohin geht es dieses Mal?“ bis hin zu „Nimmst du mich mit?“ und „Verrate mir mal wie du dir das immer leisten kannst!?“ Fragen über Fragen und jeder erwartet Antworten. Antworten, die erst noch geschmiedet werden müssten und müssen. Antworten, welche vage gehalten werden, weil sie einfach noch nicht der eigenen Überzeugung entsprechen, werden von Menschen nicht akzeptiert. Die Fragen kommen zurück geschleudert wie ein Bumerang, wenn sie nicht voller Inbrunst kommuniziert werden. 


Die Top 3 der nervigsten Aussagen: 

„Also ich könnte das ja nicht!“
Was kannst du nicht? Ein Flugticket buchen, Koffer packen oder dich gar auf eine andere Kultur einlassen? Oh nein, der Alltag und die Routine, alles dahin, denn sie kann nicht weiter stattfinden. Die eigene Komfortzone verlassen? Niemals! Unerdenklich!

„Dafür musst du ja wirklich lange gespart haben.“
Naja es geht. Ja okay, andere Menschen müssen Jahre lang sparen, müssen sehr viele Abstriche im Vorfeld machen. Begünstigende Faktoren in diesem Fall: wohnhaft bei den Eltern, 100% Arbeitskraft, Schichtzulagen, keine Kinder und das Ziel der Reise vor den Augen.  Das nervige an dieser Aussage ist eigentlich, das Klischee der verwöhnten Tochter vom Tisch zu räumen. Das Geld wurde nicht gesponsert, abgesehen von einem winzigen Bruchteil, aber der Hauptanteil ist zustande gekommen durch viele, viele anstrengende Dienste. Nachtschichten und Arbei an Feiertagen zählen selbstverständlich auch dazu.

„Was ist mit deinem Job, da kommst du doch nicht mehr so schnell rein?“
Doch, das ist extrem einfach. Im sozialen Bereich werden einem die Stellen geradezu nachgeschmissen. Kündigen wäre eine Option gewesen. Sonderurlaub, sprich unbezahlter Urlaub, die bessere Option.


Eine lange Vorbereitungszeit

Die Zeit war lange. So viel Vorbereitungszeit wird auch nicht benötigt. Rucksack und jegliche Reisegedges sind vom letzten Mal vorhanden und auch noch zu gebrauchen. Dem fehlt sich nichts.  Neuanschaffung sind nicht von Nöten, dennoch nice-to-have, somit landet ein Tablet im Rucksack. Versicherungen mussten angepasst und eine Auslandsreisekrankenversicherung abgeschlossen werden, die Bank mochte besucht werden und eine Abschiedsparty durfte natürlich nicht fehlen. Aus einer Party wurden schlussendlich dann doch zwei. Am Tag nach dem letzten Dienst in der Arbeit, dachte sich der linke Arm „Sport ist Mord! Wer nicht hören will muss fühlen. Das soll etwa ein Sportgerät sein? Pah, ich zeige dir, was ich davon halte!“ Kurze Zeit später wurde in der Notaufnahme ein gebrochener Arm diagnostiziert. Zwei Tage später landete er auf dem Operationstisch und wurde repariert. Das angestrebte Abflugdatum wurde hinfällig. Erst einen Monat später war die Genesung bereit.

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