Kroatien - Mein neues Hobby: Mama überraschen

Der Weg ist weit und der Schlaf ist kaum vorhanden. Abends hebt der Flieger ab. Von Ulaanbaatar bis Peking sind es zweieinhalb Stunden. Die Einreise nach China ist höchst kompliziert, die Schilder sind nicht benutzerfreundlich, das Flughafenpersonal kann oder mag nicht englisch reden. Von den erhofften sieben Stunden Schlaf im Hotel bleiben leider nur viereinhalb übrig.

Zwei Tage dauert das Lügen an. Zwei Telefonate werden abgelehnt. Nein Mama, telefonieren ist nicht möglich. Sie denkt eine Autofahrt mit mehreren Mitfahrenden wäre das Problem, obwohl das Problem eigentlich an drei Flügen liegt, mit insgesamt sechzehn Stunden.

Von Peking geht es nach London Heathrow. Der Bus fährt nach London Gatwick. Der Dritte Flieger in Folge steuert Kroatien, Dubrovnik an.

Mama hat keine Ahnung, warum die Stadt Dubrovnik unvergesslich wird für sie. Warum auch, ist doch nur eine Stadt in Kroatien, davon gibt es schließlich viele.

Das Hostel wird als halber Zombie erreicht, so stark ist mittlerweile die Müdigkeit. Endlich, endlich schlafen! In nur sieben Stunden läutet schon wieder der Wecker.

Mama hat keine Ahnung, warum die Unterkunft für die kommende Nacht einen Schlafplatz mehr benötigt. Sieben Personen sind zusammen unterwegs, warum braucht es dann acht Schlafplätze? Gefragt wird aber nicht, vielleicht ist dann die Zimmeraufteilung besser.  

Das Adrenalin ist am Anschlag. Der Kaffee war keine gute Idee. Der Kopf ist hellwach. Der Körper noch von den letzten Stunden ausgelaugt. Jetzt bloß aufpassen! Ist die Textnachricht an die richtige Person adressiert? Beinahe wäre ein Foto an die falsche Nummer rausgegangen.

Mama hat keine Ahnung, warum heute alle,unbedingt in der Mittagshitze eine Stadt besichtigen möchten. Es ist heiß, aber die Stadt ist sehr hübsch. Allerdings auch von Touristen überströmt. Allein das schnuckelig Gemäuer wahrt noch vage den Charme von vor lang vergangener Zeit.

Der Puls wird schneller und das Herz schlägt kräftiger. Da ist sie. Endlich! Fix die Tischnachbarn bitten auf die Habseligkeiten aufzupassen. Der Stuhl wird leise zurück gesetzt. Hut tief ins Gesicht ziehen. Sonnenbrille auf die Nase. Schritte beschleunigen. „Hallo Mama!“

Mama versteht die Welt nicht mehr. Plötzlich kommt eine vertraute Person auf sie zu gerannt und bevor sie es realisiert wird sie schon umarmt.

Ist die Tochter etwa nicht in der Mongolei? Oder in Russland? Ständig wo anders. Alle paar Tage in einer neuen Zeitzone. Aber von GMT +8 runter auf +2 ging jetzt doch etwas zu schnell!

Mama fragt „Patricia? Was machst du denn hier? Ich dachte du bist in der Mongolei.“ Ja das stimmte auch noch bis vor dreißig Stunden noch.

Kann sie ihren Augen wirklich trauen? Wie konnte es sich logistisch ausgehen? Genau heute, genau hier, zur selben Zeit? Beim Insel hüpfen, jede Nacht an einem neuen Ort. Ein Hoch auf die moderne Kommunikationsart. Schon vor genau einem Monat wurde das Treffen mit Papa abgemacht.

Mama freut sich sehr, nach vier Monaten ihre Tochter wieder zu sehen. Vor lauter Aufregung wird in die Schulter geheult und nicht mehr losgelassen. Die Umarmung ist wunderschön, aber auch eine schwitzige Angelegenheit bei fünfunddreißig Grad Celsius Außentemperatur.

Immer noch sehr perplex werden nun hundert Fragen in zwanzig Minuten gestellt.

Mama überraschen, wenn sie überhaupt nicht damit rechnet macht immer wieder riesigen Spaß und sollte zum neuen Hobby werden!

Danke an alle, die bei der Geheimhaltung und Überraschung mitgewirkt haben! ;)