Berlin City Girls

Berlin City Girls

Der Flug zur ersten Destination ist von der Hauptstadt Berlin aus günstiger, als von der Heimatstadt München. Zusammen mit der besten Freundin fährt ihr alter VW Golf zuverlässig bis nach Norddeutschland.


Mal schneller, mal langsamer. Gefühlt alle 50 Kilometer ist entweder eine Baustelle oder ein Unfall. Endlich angekommen, der Gedultsfaden ist kurz vorm Reißen und das Gehirn ist mittlerweile schon völlig gaga.

BERLIN
In einer nicht möblierten, leerstehenden Wohnung von der Verwandtschaft wird schnell eine Luftmatratze aufgepumpt. Von einem Bekannten begleitet, fährt die Straßenbahn zum Restaurant „Engelsbrunch“.


Hungrig wie ein Bär und mit riesigem Loch im Bauch wird zuerst das warme Buffet geplündert und dann der Livemusik gelauscht. Die Müdigkeit setzt ein und im Schlendergang ist die Unterkunft schon nach wenigen Minuten erreicht.

Der nächste Tag startet mit einem sehr reichhaltigen Frühstück auf der Terrasse. Zur Mittagszeit dann soll es in die Stadt gehen. Berlin ist nichts Neues, jeder war schon dorten, große Sightseeingtour muss nicht sein.
Um sich zu akklimatisieren, in dieser wuseligen Stadt benötigt es einen Cider am Alexanderplatz.


Die Stadt wird im Schnelldurchlauf mit der Buslinie 100 begutachtet. In der sehr schlicht gehaltenen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ist alles in schwaches blaues Licht getaucht und düstere Töne klingen aus der Orgel, die Freundin findet dieses Gotteshaus gruselig.


Vom Wasser aus erzählt der Kapitän zu jeder einzelnen Brücke eine kleine Geschichte. Weist du wie viele Brücken Berlin hat? Sehr viele! Jeder Mensch interessiert sich für etwas anderes, das ist schon klar, aber bei wem erwacht bitte das Interesse gegenüber einer banalen Brücke der Bundesbahn?


Nach der einstündigen Schifffahrt schreit der Magen. Was er schreit? Keine Ahnung, sein Dialekt klingt kubanisch. In der „QBA“ verstummt der Magen und ist äußerst verzückt von dieser Landesküche. Ein, zwei Cocktails und Sambuca Shots werden auf den Tisch gestellt und weil es so gut schmeckt folgen Nummer drei und vier.


Weit vor Mitternacht wird der Heimweg zur Herausforderungen. Wie gut, wenn man Freunde hat, welche einen so gut ergänzen. Einer denkt an die Fahrkarten, der Andere zeigt den richtigen Weg.



Tag Nummero drei wird halb verschlafen. Bei strahlendem Sonnenschein wird bei der Verwandtschaft Spagetti Bolognese aufgetischt, bevor der Weg weiter zum Groß Glienicker See führt.

„Du spinnst ja! Es ist noch nicht mal Mai. Das Wasser hat nur zehn Grad Celsius.“ „Egal!“, spricht das Sternbild Krebs. „Das sind perfekte Bedingungen für dieses Jahr die Badesaison zu eröffnen!“ Sonne genießen, See betrachten, Schläfchen halten, Musik hören, das ist Entspannung pur.

Auf Empfehlung wird heute die Bestellung beim Inder „Vipan“ aufgegeben. Was gibt es zu sagen? Das Essen ist hervorragend.



Dialog von vor zwei Tagen: „Wir könnten auch kurz mal eben nach Polen fahren“ „Das ist eine sehr coole Idee! Noch ein Land mehr zum Abhaken.“ „Das war nur ein Scherz“ „Vergiss es, jetzt will ich nach Polen!“ „Aber nur, wenn ich heute nicht feiern gehen muss“ „Okay, Deal! Ich verstehe zwar deine Logik nicht, aber du bist sehr leicht zu überreden“


POLEN - STETTIN
Neuer Tag, neues Land. Kurz hinter der Grenze von Polen die Überlegung ob es hier denn Vignettenpflicht und eine andere Währung gibt. Reisevorbereitung im Vorfeld? Ach wozu denn? 25 Euronen werden in 104 polnische Zloty gewechselt.

In der ersten Kirche steht >kein Eintritt<. Die Philharmonie schaut außen aus wie ein Eisberg, das Treppenhaus ähnelt einer überdimensionalen Sprungfeder.


„Andere Menschen schauen sich in fremden Städten geschichtsträchtige Gebäude an. Was schauen wir uns an? Genau! Das Postamt.“ „Ja mei, wenn der Komplex von der Fassade auch einer Universität oder einem Kloster ähnelt.“ Aber eines ist sicher, kein deutsches Amt hat ein so schönes Treppenhaus, welches so gut zu meinem Kleid passt!“


Unten bei den Hakenterrassen speit ein antiker Steinbrunnen Wasserkreationen durch die Luft.


Auf der Suche nach dem Stettiner Schloss entdecken wir eine Kathedrale. „Seit wann haben Orgeln manische Pfeifen?“ „Nein, die heißen spanische Pfeifen. Du denkst auch immer nur an die Arbeit. Es wird wirklich Zeit, dass du endlich losfliegst!“


Sollte jemand das alte Schloss finden wollen, es ist sehr gut versteckt und nicht unbedingt als Königsgehöft zu erkennen, weiße Mauern, kleiner Innenhof und umgeben von Wohnhäusern der Mittelschicht.

Geld will ausgegeben werden. Auf dem Mittagstisch landen zwei Suppen, Lachs Tarté, Spargel, Fleisch, Pilze und Spätzle. Etwa alles auf einmal? Nein, nein, diese Prozedur Dauer geschlagene zwei Stunden! Aber das Essen ist wirklich ausgezeichnet!

Ortswechsel
Der Berliner Fernsehturm erwartet zweieinhalb Stunden Schlange stehen. Das reicht die Geduld leider nicht aus.


Der „Knutschfleck“ ist eine Karaokebar. Die rießige Auswahl an Cocktails überfordert möglicherweise, lustige Namen sind aber garantiert dabei. Wer hat Karaoke erfunden? Zwei von drei Möchtegern-Singstars trifft keinen Einzigen Ton, nicht mal im Ansatz, dafür haben sie aber eine dermaßen Überzeugung von sich selbst. Faszinierend dieses Schauspiel!


Zurück zur Wohnung, okay ein Drink geht noch. Wer den zahlt? Vielen lieben dank Verwandtschaft! „Madame hier geht auf Weltreise“ Dieser Satz fiel häufig in den letzten zwei Monaten. Prompt kommt dieses Mal eine fast vorwurfsvoll Frage „Ja und warum machst du das? Das kannst du doch auch später noch machen, wenn du mehr Geld hast.“
Wenn nicht jetzt, wann dann? So viele Menschen erleben den nächsten Morgen nicht, bekommen eine schlimme Diagnose gesagt.
Die Welt hat unzählige schöne, spannende und interessante Orte und Landschaften zu bieten. Warum immer nur im Umkreis von 100 Kilometer bleiben?

Der fünfter Reisetag startet standesgemäß um kurz nach fünf Uhr in der Früh.

Einmal am Flughafen die Sicherheitskontrolle direkt passieren zu können wäre wohl zu langweilig. Dieses Mal steht der Sprengstofftest auf dem Plan. Negativ. „Warum wir sie rausgezogen haben? Wir Frauen sind doch öfters explosiv.“ Komischer Humor, aber gut, jedem das Seine.

Auf dem Treppe hoch zum Flugzeug steigt die Aufregung plötzlich so stark an, dass die Lunge fast versteinert, Tränen steigen in die Augen, die Hände zittern, die Mundwinkel reichen von einem Ohr bis zum Anderen. Es ist eine positive Aufregung, ohne Abschiedsschmerz ohne jegliche Angst vor der weiten Welt. Der Dreamliner hebt vom Rollfeld ab und das Adrenalin fährt in einem affenzahn Achterbahn im Bauch. JETZT, jetzt geht die Weltreise wirklich los!! Aber vorerst heißt es schön brav sitzen bleiben, für die nächsten zwölfeinhalb Stunden. Natürlich ohne Fernseher, billig Flug halt…

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