Singapur

Singapur


Freunde stellen immer so komische Fragen, zum Beispiel: „Wie ist das mit dem Visum in Singapur? Wie du weisst es nicht? Dein Flieger landet dort, übermorge hergottsfrüh schon.“

Einen Blog Eintrag, 2 Filme und einem dürftigen Essen später landet der Flieger um 3:55 Uhr morgens pünktlich in dem kleinen Stadtstaat. Schon beim ersten Schritt aus dem Flugzeug hinaus ist das Klima gut erkennbar, es ist recht schwül, der kurz darauf einsetzende Regen macht die Sache nicht besser. Gepäck abholen, Geldwechseln und schauen wo es zu den öffentlichen Verkehrsmitteln geht. „Miss, there’s no public traffic now. You have to wait until 6 o’clock a.m.“ Somit wandert das hart erarbeitete Geld nun an den Taxifahrer. Das ist wohl auch die klüger Wahl, bevor sich ein junges Mädchen in aller herrgottsfrüh in Chinatown verläuft. Im Hostel angekommen, mittlerweile ist es fast 6 Uhr morgens, heißt es Augen zu und gute Nacht.
Der Jetlag plagt, der Hintern kommt erst um 15 Uhr aus dem Bett. Raus aus dem 6Bett Schlafsaal, auf die Straße, zwei Mal rechts. Hallo Chinatown! Essensstände, Souveniershops und andere Stände Reihen sich dicht an dicht. Die Gassen sind gut gefüllt, nur der Magen nicht. Was ist teuer, was ist günstig, was ist Touri-Essen, was ist traditionelle Küche. Die Wahl fällt auf ein unscheinbare kleines Restaurant, keiner steht vor der Türe um zu werben, innen sind nur Einheimische. Schnell eine Suppe essen ist hier nicht. Die Schüssel ist riesig, die Nudeln lang und dünn, das Gemüse definitiv nicht mundgerecht geschnitten und das alles mit Stäbchen, versteht sich ja von selbst.

China Town

Die Straße runter sind pompöse Wolkenkratzer. Keiner ähnelt dem Anderen, manch einer schimmert golden, ein Anderer ist Blau, der Nächste ist mit so vielen Palmen geschmückt, sodass er wie eine Oase wirkt. Nun ist die Marina Bay zu sehen. Von der Größe ist sie zu vergleichen mit der Binnenalster in Hamburg.
Ringsum sind weitere Gebäude, eine Tribüne mit Bühne davor, eine Promenade aus einem Holzsteg, ein Shoppingcenter und im Hintergrund prangt das Wahrzeichen der Stadt.


Das Hotel Marina Bay Sands, es ist eines der teuersten Gebäude der Welt und besteht aus drei Türmen, oben verbunden mit eine Gebilde, das einem überdemensionalen Surfboard gleicht. Der Infinity Pool auf der Dachterrasse steht nur den Hotelgäste zur Verfügung, alle die dennoch ganz oben einen Cocktail schlürfen wollen, fahren mit einem Aufzug bis auf die oberste Etage.
Unten am Wasser sind viele Sitzgelegenheiten, welche zum Entspannen einladen. Gute zwei Stunden wird nun das Wasser angestarrt und ein Buch gelesen. Der Motivation zur Akklimatisierung stößt langsam an seine Grenzen. Im Shoppingcenter kühlt der Körper auf eine normale Temperatur herab und der Schweißfilm auf der Haut verschwindet langsam. Draußen ist es dunkel geworden und eine kleine Menschenmassen strömt zum Wasser. Seit Jahren lebt es sich nach dem Motto: nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Aber heute ist das Interesse zu groß. Wenige Minuten später schießen Fontäne aus dem Wasser. Es ist ein wahres Schauspiel. Die Wasserakrobatik in den unterschiedlichsten Formen wird von Laser und Lichter in verschiedenen Farben bestrahlt und von Musik untermalt.


Der Weg nach Hause führt vorbei am >Lau Pa Sat Food Court<. Es ist überdacht von einer Art rießigem Pavillon, mit gut zwei dutzend Garküchen und einem Getränkestand. Wer sich schwer tut Entscheidungen zu treffen ist hier definitiv aufgeschmissen. Auf den Teller kommt immer das was man nicht kennt und unverschämt gut riecht. Jedes Mal. Ist es eine Überraschung, wie schmeckt es heute? Ist es scharf, süß, sauer oder gar bitter? Vielleicht trifft das Gericht nicht immer den persönlichen Geschmack, aber unverzehrbar war es bisher nie. Natürlich liegt die Überlegung nahe das Essen stehen zu lassen und ein Neues zu bestellen. ABER eine Weltreise ist nicht billig, solange der Würgereiz nicht einsetzt wird es aufgegessen. Satt soll es machen und schließlich ist das Geld schon über den Tresen gewandert.
Zurück im Hostel stellt sich eine Zimmergenossin vor, welche die letzten zwei Monate auf Honolulu verbracht hat um dort Englisch zu lernen. Wird in den Schweizer Schulen ein Englisch gelehrt? Das 21-jährige Mädchen wird am Nächsten Morgen nach Bali fliegen.


Achter Tag auf Weltreise. Auch heute hält der Jetlag an. Mittags fährt die MRT (Metro) bis zur Harbour Front, wo selbst verständlich das nächste Shoppingcenter ist. Gefühlt ist halb Singapur ein Shoppingcenter. Die Verkehrs-App sagte fünf Minuten für 270 Meter. Völlig übertrieben war der erste Gedanke, dennoch bitterer Realität, da es nicht nur ein paar Meter sind, sondern noch 4 Rolltreppen, 6 Kurven und 5 Türen.
Der Sentosa Express hält bei den Universal Studios und bei einer Art Sealife. Ziel des heutigen Tages ist der Palawan Beach. Sentosa ist eine Insel, welche einem Vergnügungspark ähnelt. An besagtem Strand angekommen führt der Weg über eine hölzerne Hängebrücke auf eine vorgelagerte Insel, mit zwei Türmen darauf.



Einige Stufen höher ist der Ausblick weit und die Luft gleichbleibend schwül. Wieder unten fotografiert eine junge Frau den Boden und ist völlig fasziniert. Bei genauerer Betrachtung spaziert ein circa 1,2 Meter länger Komodor gemütlich am Ufer entlang. Ausgewachsene Exemplare werden einen guten Meter länger und sind dann nicht mehr so harmlos wie dieses Jungtier. Mit einem Buch in der Hand am entlegenen und ruhigsten Teil des Ufers zu entspannen, was gibt es besseres? Durch ein Megafon ertönt in gebrochenem Englisch die Aufforderung die kleine Insel um 19 Uhr zu verlassen, pünktlich zum Sonnenuntergang.



Nightlife beginnt, aber bitte nur in Abendrobe. Schnell umgezogen, ins blaue Kleidchen geschlüpft fährt der Aufzug in wirklich beachtlicher Geschwindigkeit auf Etage 57. Links ist der Infinity Pool und rechts das >Lavo< Restaurant. Von der Dachterrasse kann die ganze Stadt mit ihrem Meer aus Lichtern bestaunt werden. Der Singapur Flyer, die Helix Bridge, der Garden Rhapsody und so vieles mehr. Ein Plätzchen ist noch frei und der Cocktail schon bestellt. Die Schickeria lässt es hier ordentlich krachen, reihenweise werden Getränke serviert. Interessanterweise bestehen die bestellten Runden auf den Tablets immer aus dem selben Cocktail. Der Alkoholmix im Glas schmeckt zu gut, ob es nur an der Aussicht liegt? Ob ein Zweiter noch im Budget ist? Wohl kaum, die Preise sind gesalzen, das eine Glas kostet mehr als die gesamte Tagesverpflegung. Aber die Aussicht macht den Preis wieder wert.


Leicht bedüdelt folgt der Marsch heimwärts. Fast wieder nüchtern im Bett will der Schlaf einfach nicht einsetzten. Die Zeit wird effektiv genutzt, die weitere Route geplant, der Nächste Flug gebucht und das Visum online beantragt. Halb 3 Uhr nachts fallen die Augen zu.


Wieder beginnt der Tag recht spät. Mutter wird angerufen, für sie startet heute ihre erste lange Flugreise, ganz alleine, nur mit Handgepäck und mit zwei Zwischenstopps. Da sie recht aufgeregt ist sind ermutigend Worte in Form von organisatorischen Erklärungen angesagt.
Zum Frühstück, naja gut uhrzeittechnisch ist es schon Nachmittag, wird dieses Mal eine andere Lokalität aufgesucht. Das >Amoy Streetfood Center< hört sich spektakulärer an als es ist. Es ist Streetfood für die Armen. Das Essen ist billiger, die Sitzgelegenheiten spartanisch, aber das Essen ist vom selben Standard, nur etwas weniger Auswahl.
Geschriebene Postkarten möchten verschickt werden, die nächste Post ist wohl um fünf Ecken, im Hochhaus, im dritten Stock ganz hinten. Touristenfreundlich? Definitiv, nicht. Die Regenzeit in Singapur ist noch nicht ganz vorüber. Wann beginnt ein Gewitter üblicherweise? Genau dann, wenn man sich draußen ohne Regenschirm aufhält. Schnell hinein in den nächsten Wolkenkratzer, nun gibt es ungestrafte Zeit zum Lesen.


>Garden Rhapsody< ist das neue Ziel. Also wieder zur Marina Bay, den Aufzug hoch, hindurch durch das schicke Hotel. Gerade noch rechtzeitig um von einer Empore aus die Lightshow anzuschauen. Bäume aus Metall und am Stamm von Pflanzen umrankt sind oben geschmückt mit bunten Lichtspots. Bunt schillernd wechseln sie immer wieder die Farben. 15 Minuten dauert das Spektakel. Eine Frau fragt ob es heute noch so eine Show gäbe, denn sie hat diese knapp verpasst. Zu zweit nebeneinander auf dem Boden liegend wird erst geratscht, sie kommt aus Kanada und nützt ihre zwei Wochen Jahresurlaub aus um Singapur und Koh Samui zu bereisen. Um 20:45 Uhr startet Runde Nummer zwei. Zusammen wird in den Himmel aus Lichtern gestarrt. Nach ein paar Fotos mit dem Smartphone tritt die Berieselung ein. Fast schon psychodelisch wirken die Farben auf einen ein, wer braucht da noch LSD? Nach diesem 360 Grad Rundumblick braucht es eine kurze Weile bis man sich gesammelt hat. Noch kurz Handynummern tauschen.


Die Nacht war kurz, die Ruhe wurde von einem Typen gestört, welcher vermutlich ganz Singapur aus dem Schlaf gerissen hat mit seinem Schnarchen. Er war doch tatsächlich beleidigt, weil er von jedem in diesem Zimmer einmal geweckt wurde. Um 6 Uhr gilt die Nacht für beendet.

Auf, auf zum Flughafen. Indonesien wartet. Der Flughafen in Singapur hat tatsächlich vier Terminals, es dauert ewig am wirklich letzten Ende angekommen zu sein. Erst direkt vor dem Gate wird der Bodycheck gemacht. Pluspunkt für dieses entlegene Örtchen, die Sitzgelegenheiten sind hier ziemlich hochwertig und im Stil eine Lounge gestaltet.

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