Indonesien - Teil II - Lombok Nordwest

Nächster Halt Senggigi

Der Fahrer verlangt bei Ankunft 50.000 Rupiah mehr, als die vorige Unterkunft gesagt hat. Das sind nur gute drei Euro mehr, aber wo kämen wir denn hin, wenn es jedes Mal drei Euro mehr sind? Eine kurze Diskussion später zieht der Fahrer leicht verärgert von dannen. Stufen hoch, die Rezeption, Stufen hoch ein Pool, Stufen hoch die Frühstücksterrasse, Stufen hoch das Zimmer mit Meerblick. Herrlich!


Alle Stufen und noch mehr runter, führen zum Meer. Eine frische Kokosnuss, ein Strandspaziergang. Der leichte Regen stört die Surfanfänger nicht im Geringsten. Die Promenade am Wasser ist terrassenförmig, kleine Krebse hüpfen zwischen den Steinen hin und her.


Der Hunger plagt, es schüttet in Strömen, nach nur fünf Minuten sind die Wolken wieder leer. Der Kellner ist freundlich und den wenigen Gästen gegenüber sehr aufgeschlossen. Er möchte wissen was „Bavaria“ ist und Mutter möchte erklären, dass dies eine große Statue ist. Der Kellner ist verwirrt. Der Versuch ihm zu erklären, dass Bayern ein Bundesland ist, der Versuch im Vergleich mit den Vereinigten Staaten verwirrt ihn nun endgültig. Er wechselt das Thema und möchte wissen wie viele Fußballvereine Bayern hat. Mutter überlegt und zählt diverse Football Vereine auf. Aber nein es geht doch um German Football. Jedes kleine Kaff in Bayern hat einen Club. Der Kellner staunt immer mehr über Deutschland. Jetzt muss er erstmal verdauen, was er alles gehört hat.

Das Erdbeben
Der Boden des Zimmers wankt, der Raum bewegt sich in verschiedene Richtungen, der Strom ist kurz aus. Innere Anspannung explodiert für wenige Sekunden und fällt genau so schnell wieder ab. Wo sind die aller wichtigsten Habseligkeiten? Sind sie mit einem Handgriff erreichbar? Geldbeutel, Reisepass, Smartphone und Ladekabel. Mutters Kommentar zu dieser kurzen, aber doch sehr deutlichen Erschütterung „Was war denn das jetzt für ein Knacken?“ Ihr erstes Erdbeben und sie verpasste es, zu vertieft in ihr Buch. Ein Glück ist nichts zu Bruch gegangen, auch nicht bei Erdbeben Nummer zwei, weit nach Mitternacht.


Kurz nach Sonnenaufgang auf der Frühstücksterrasse startet der nächste Tag.
Der Fahrer für den heutigen Tag ist ein kleines schmächtiges Männchen. Nach deutschen Maßen wäre er wohl ein Vierzehn jähriger Junge. Erster Stopp mitten auf der Straße, es werden Erdnüsse gekauft. Zweiter Stopp direkt neben der Straße. Viele Affen turnen umher oft auch mit Babyäffchen vor dem Bauch hängend. Sie warten hier auf Touristen von welchen sie gefüttert werden. Zügig und dennoch vorsichtig schnappen sie die Nüsse aus den Händen. Ab und an erwischen sie auch die ganze Tüte, welch ein Festschmaus.


Nächster Halt ist ein Markt von Einheimischen. Es sind wirklich nur Einheimische dort, die eigene Anwesenheit ist dort vermutlich Gesprächsstoff für die nächsten Tage, wenn nicht Wochen. Hier wird wirklich alles verkauft. Von diversen unterschiedlichem Obst und Gemüse, über Haushaltswaren und Kleidung bis hin zu Fleisch, Innereien und Fisch. Teils auf Tischen, teils in Schalen auf dem staubigen Boden. Kühlkette und andere Hygienestandards sind vermutlich noch nicht im Kopf dieser Verkäuferinnen. Der Roller fährt nur knappe zehn Zentimeter am Tintenfisch vorbei, das die Menschen hier nicht sterben wie die Fliegen grenzt an ein Wunder. Der Markt fasziniert in einer Art und Weise, dass es einem respektlos vorkommt Fotos zu schießen. Die Smartphones bleiben in der Tasche. Ein bezaubernder Ort welcher nicht bildlich dokumentiert wird, die Erinnerung muss ausreichen.
Die Fahrt setzt sich fort. Reisfelder ziehen vorbei.


Hier und da werden die Schalen von Kokosnüssen verbrannt. Die Landschaft wird ländlicher, die Lebensumstände ärmlicher, bis zum Existenzminimum. In anderen Gegenden sind Schüler in Uniform unterwegs, mit eigenem Roller. Helme werden selten getragen, von den Mädchen nur ein Kopftuch, aber auch nicht alle. Die Grundschule geht über sechs Jahre und wird vom Staat bezahlt. Weiterführende Schulen sind teuer und müssen von den Familien aus eigener Tasche finanziert werden. In den ländlichen Gegenden ist es auch heute noch üblich, dass die Mädchen noch in jugendlicher Unschuld verheiratet werden. Das Gesetzt hierzu wurde erst vor wenigen Jahren verabschiedet, dass eine Heirat erst mit der Volljährigkeit vollzogen werden darf. Diese Rechtsgrundlage ist wohl noch nicht auf dem Land angekommen. Auch ist ein Altersunterschied von mehr als zwanzig Jahren ist nicht unüblich.
Nächster Halt ist in Senaru und Ziel der Sendang Gile Wasserfall. Wer Weg besteht aus vielen rutschigen Stufen. Mutter landet gleich mehrmals auf ihrem Hosenboden, trotz ihrer neuen Schuhe. Auf Anraten des Lokalguides läuft sie nun Strumpfsockig weiter. Runter, runter, runter. Der Wasserfall hat der Legende nach eine heilende Wirkung. Ein Jäger, mit sehr schlechter Haut, soll einmal unter diesem Wasserfall gebadet haben, woraufhin sich sein Hautbild auf einen Schlag gebessert haben soll. Touristen haben sich heute fast nicht hierher verlaufen, mal wieder sind nur Einheimische vor Ort.


Hunde und Affen streiten sich um den vergessenen Abfall. Welch eine Verschandelung dieser Idylle! Warum fällt es Menschen so schwer ihren Müll wieder mitzunehmen?


Das Abendessen wird wieder bei dem neugierigen Kellner von gestern eingenommen und auch ein Cocktail. Dieser haut mächtig rein. Ob die Wärme oder die hohe Luftfeuchtigkeit die Alkoholtoleranz beeinflusst?



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