Ich dachte ich sei ein typischer Backpacker

Backpacker vs. Me


Ich packe meinen Rucksack. Ich packe meine Klamotten für eine Woche. Wanderschuhe, dünnes Reisehandtuch, wirklich nur das Nötigste darf mitfliegen. 


Meine Reiseroute ist vage überlegt, für jede Spontanität bereit. Der Schlafplatz, in teuren Ländern, ist immer ein Hostel. Der Anspruch an den Aktivitäten: die berühmtesten Sehenswürdigkeiten bestaunen, unberührte Orte entdecken und natürlich Land und Leute kennenlernen, die Kultur verstehen. All zu oft wird in Internetsuchmaschienen eingetippt: die Top 10 Dinge an diesem Ort, welche man nicht verpassen darf. Billig soll das Reisen sein um möglichst lange unterwegs zu sein.

Ich dachte ich sei ein ganz typischer Backpacker, bis ich mir in Downunder ein Ballettstück anschaute.


Ja, ich reise mit einem Rucksack. Trüge ich jede Klamotte zweimal, Unterwäsche ausgenommen, müsste ich nur alle zehn bis zwölf Tage waschen. 
Meine Wanderschuhe haben das Tageslicht bisher noch nicht gesehen, bequeme Schuhe tuen es allemal #55TageaufReisen. 
Dünnes Handtuch ja, aber bitte nicht diese Synthetischen, sondern ein sehr viel schöner anzufassendes Hamamtuch. Das macht vom Platz keinen Unterschied. 
Nur das Nötigste…  Ich habe drei Kleider dabei, keines davon werde ich aussortieren. 


Meine Reiseroute habe ich schon drei Mal geändert, aber ja ich bin für fast jede Spontanität offen. 
Der Schlafplatz. Jetzt mal ehrlich, so lange ein Hotel/Homestay Zimmer billiger als ein Hostelbett in Australien ist, dann wird die Privatsphäre vorgezogen!


Sollte die Unterkunft für mehr als eine Nacht gebucht und gezahlt sein, es sich aber herausstellen, dass es eine heruntergekommen, widerliche Ruine ist, dann wird nicht lange überlegt, ab in eine neue Unterkunft und zwar schnellst möglich! Mehr als zwei Nächte wird keine Unterkunft mehr ungesehen gebucht, erstmal selbst überzeugen. Ein Hoch auf das Internet, es ermöglicht entsetzlich schlechte Bewertungen zu veröffentlichen. 
Die größten Sehenswürdigkeiten müssen nicht immer betreten werden, mir reichen oft Bilder von außen, aus verschiedenen Perspektiven, Tag und Nacht Beispielsweise.


 


Zum Thema unberührte Orte gibt es zwei einfache Möglichkeiten.

Erstens: in Ländern mit hauptsächlich westlich-aussehenden Menschen: frage ich den Bäcker, den Kellner oder den Besitzer der Unterkunft nach seinen zwei Lieblingsorten in der Umgebung. Zweite Möglichkeit: im Rest der Welt: beobachte ich die Einheimischen. Was erregt deren Aufmerksamkeit, wohin sind sie des Weges. Auf den Fersen folge ich ihnen, zu den schönsten Orten, in die besten Restaurants oder zu mobilen Essensständen.

Immer der Nase nach, komisch aussehendes Essen ist oft das Leckerste oder ich frage den Nachbarn was er denn gerade isst. Mit so vielen interessanten Menschen hatte ich schon das Vergnügen mich austauschen zu dürfen. Ja, es fällt auf, wenn man zum Kellner sagt: „Ich hatte gerne das Selbe wie mein Sitznachbar.“ Diese Gespräche sind kein Smalltalk, bei denen man sich aus Höflichkeit und Anstand mit Jemanden unterhält. Die Antworten auf die Fragen „Warum magst du diesen Kaffee am Liebsten?“ oder „Warum bist du hierher ausgewandert?“ interessieren tatsächlich und die Neugierde ist ehrlich.


Eine Kultur verstehen ist nicht immer einfach. Wo soll man nur anfangen? Essen, Religion oder die Geschichte der Ureinwohner. Über eines dieser drei Dinge hat jedes Land zu berichten; oder über den letzten Krieg. 
Dinge die du an jenem Ort nicht missen solltest. Ich erzähle Leuten von meinen Plänen, zu meist gibt es zwei Reaktionen. Möglichkeit eins: da war ich schon, das, das und das hat mir besonders gut gefallen, musst du dir unbedingt anschauen. Möglichkeit zwei: Assoziationen zu dem Ort, welche aus dem Mund meines Gegenübers sprudeln.  
In Suchmaschinen wird gesucht nach: kostenlose Dinge zu unternehmen. Auch die größten Metropolen bieten kostenlose Stadtführungen an. Trinkgeld gebe ich immer gerne, mal fällt es großzügiger aus, manchmal weniger. 
Bei Ticketverkäufern trifft unschuldige, unwissende Unentschlossenheit meist den richtigen Nerv. Verkäufer reizen ihren Handlungsspielraum oft komplett aus. Es ist tatsächlich möglich ein Ticket für mehrere hundert Euro für nur ein Zehntel des Preises zu ergattern.


Da saß ich also im Strickkleidchen, mit Kette, Armbanduhr und Ohrringen im Ballett und bemerkte, dass ich kein normaler Backpacker bin. Nächster Gedanke: Na zum Glück! Andernfalls hätte ich diese brillante Vorstellung wohl versäumt.

An alle Backpacker, welche möglichst billig reisen: Es ist so unglaublich schade, dass ihr so arg aufs Geld schaut, denn ihr verpasst so viel. Ja natürlich müssen es nicht immer die großen, teuren Aktivitäten sein, viele kleine Ausgaben gehen auch ins Geld. Aber viele kleine Ausgaben werden zu viele unvergessliche Momente. 

Habe immer Kleingeld griffbereit, für Straßenmusiker oder für die Kerzen in einer wunderschönen Kirche. 
Religion ist in den meisten Ländern recht präsent. Welche Unterschiede gibt es im Gottesdienst zwischen zu Hause und wo ich gerade bin. Warum darf man nicht auf den Felsen klettern und warum keine Fotos machen (Uluru). Was ich allerdings nicht so interessant finde und sehr an meinen Nerven gezerrt hat, war der tagelang anhaltende Ruf des Muezzin während des Ramadans, auf einer mir unverständlichen Sprache.
#schlaflosdurchdieNacht

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