Philippinen - Negros - Mein Geburtstagsgeschenk an mich selbst

SIPALAY

Warum wird zum Geburtstag meist erwartet, dass es tolle Geschenke gibt? Jeder selbst, weiß ganz genau, was gewünschtes Glücksgefühl bei ihm hervorrufen wird. Warum hoffen, dass andere Menschen den eigenen Wunsch erfüllen? Sich selber etwas schenken ist nicht üblich. Es gibt einen Unterschied zwischen „Das gönne ich mir jetzt“ und „ich schenke es mir selbst, zum Geburtstag“. An wie viele Dinge erinnert man sich, die man sich mal gegönnt hat?

Wo möchte ich meine Geburtstag verbringen und was unternehmen. Diese Frage habe ich mir anderthalb Monaten, vor meinem Ehrentag, gestellt. Meine damalige Zimmergenossin meinte „es ist doch wichtiger mit wem du deinen Geburtstag verbringst, als an welchem Ort“. Für die Heimat mag das zutreffen, aber nicht, wenn ich reisen bin. Wenn nämlich der Ort doof ist und dort zufällig keine netten Leute sind, ist der Tag gelaufen. Wenn ich aber an einem coolen Ort bin, dann habe ich wenigstens eine schöne Aussicht. Nach einigem hin und her entschied ich mich an meinem Ehrentag tauchen zu gehen. Überlegt: wo möchte ich hin? In ein unbekanntes Land mit der Möglichkeit zum Tauchen. Gesucht: was entspricht meinen Vorstellungen, hat eine super Bewertung und ist für mich bezahlbar. Gefunden: sogar mit einer No Plastic Initiative und Hausriff. Entschieden: für Negros, Sipalay. Gebucht, für ganze sieben Tage. Ein Urlaub vom Reisen.

Nach dreieinhalb Stunden Autofahrt ist das Ziel erreicht. Das Easy Dive and Beach Resort. 


Das Resort liegt sehr idyllisch in einer ruhigen Bucht. Am Strand ist das hoteleigene Restaurant mit angrenzender Bar. Daneben ist der Treffpunkt zum Tauchen. In einem kleinen Gebäude sind Räume zum Umziehen, an einer Wand ist eine Karte gezeichnet auf welcher die Tauchorte vermerkt sind. 


Zwei Meter weiter sind zwei Tafeln. Auf einer der Tagesablauf für Taucher. Uhrzeit, Tauchort, Taucher, Divemaster und Tauchlehrer. 

Vor zwei Monaten habe ich den Open Water Diver, den Grundkurs also und den Advanced Open Water Diver gemacht, wodurch ich bis auf vierzig Meter Tiefe darf. Mit Druckluft darf man da aber nicht lange bleiben. Ich setze meine Ausbildung fort und lerne die Besonderheiten von einem anderen Gasgemisch, auch Nitrox genannt. 


Der Kurs ist schnell gemacht. Ein kleines Buch mit dreißig Seiten soll ich lesen, einen Lehrfilm schauen, Wiederholungsfragen beantworten, falsche Antworten werden mir von meinem Tauchlehrer erklärt und nach einer kurzen Prüfung bekomme ich Tags drauf meine Lizenz ausgehändigt. 
Beim Tauchen an sich ändert sich nichts. Die Vorbereitung ist ein klein wenig aufwändiger. Der Sauerstoffgehalt von dem Tank muss vor jedem Tauchgang gemessen werden und in ein Buch mit Unterschrift dokumentiert werden. 


Der Tauchcomputer muss natürlich angepasst, also richtig eingestellt werden. Dieses Gasgemisch erlaubt mir jetzt länger als bei Druckluft auf gewisse Tiefen zu bleiben. Mehr Zeit unter Wasser, super!

Die meiste Zeit in diesem Resort habe ich einen kurzen Wetsuit an, einen Tauchcomputer am Handgelenk, einen Bleigürtel um die Hüfte, Flossen an den Füßen, eine Maske auf dem Gesicht, ein Tarierjacket um den Oberkörper, einen Tank auf dem Rücken, einen Regulator im Mund und manchmal eine Taschenlampe in der Hand. 


Jeden Morgen stehe ich voller Vorfreude um sieben Uhr morgens auf, mache mich fertig, gehe hinunter zum Frühstücken. 
Mein Zimmer ist neunzig Stufen vom Strand entfernt, dafür mit Meerblick und mein eigenes Reich, private Terrasse inklusive. So bald ich den Tauchcomputer anlege steigt mein Gefühl der Coolness innerhalb einer Sekunde auf 100%. 


Wie das andere Menschen empfinden weiß ich nicht, auch bekomme ich von keinem gesagt „schaust cool aus!“, denn es ist Nebensaison und ich bin der einzige Gast auf dem Gelände. 
Alle Angestellte turnen um mich herum. Begrüßen mich stets beim Vornamen und fragen ob ich etwas brauche oder bestellen möchte. Kein einziges Mal empfinde ich es als aufdringlich. 
Auch wenn ich mich immer gewehrt habe Prinzessin zu sein und so behandelt zu werden, aktuell fühle ich mich so. Angesichts meines morgigen Geburtstages, der sich zum vierundzwanzigsten Male jährt, ist es für mich okay, so behandelt zu werden und ich genieße es. 

Zusammen an einem Tisch mit dem Besitzer des Resorts, einem ehemaligen Schweizer Fußballer und dem Tauchlehrer unterhalten wir uns und trinken Kaffee. 

Das Briefing an der Tafel ist kurz und knapp. 


Das blauweiße Boot macht die Leinen los. Buddy-Check erledigt. „geh‘ ma‘ tauchen“ sagt der philippinischen Tauchguide. Der erste Tauchgang findet im Hausriff statt, der Ort heißt Canyons und dauert ganz genau sechzig Minuten. Das Wasser hat angenehme neunundzwanzig Grad Celsius. Die Korallen und Schwämme bilden Canyons. Die Maximale Tiefe beträgt achtzehn Meter, nicht all zu tief, ich soll mich erst wieder ans Tauchen gewöhnen. Ich sehe Bumerang- und Schalen Korallen, Mördermuscheln und Langusten, Kugelfisch und eine Muräne. Die Stunde ist viel zu schnell vorbei, genau wie bei jedem weiteren Tauchgang, obwohl jeder zwischen 56 und 64 Minuten lang ist.  


GEBURTSTAGSTAUCHEN

Heute ist mein Geburtstag, es ist das erste Mal, dass ich nicht zu Hause bin. Es fühlt sich komisch an und ich bin etwas traurig. Ich schaue auf mein Smartphone und lese die ersten Glückwünsche, dann denke ich an die heutige Tagesplanung und schon bin ich bestens gelaunt. 

Mein Tauchlehrer macht Fotos mit seiner Unterwasserkamera. Die Tauchspots heute sind wie immer recht unterschiedlich und von Artenvielfalt geprägt. Eine steil abfallende Wand, bis weit unter 40 Meter oder hügelige Gartenlandschaft in rosarote Tönen. Steil, fast senkrecht abfallende Wände haben für mich einen besonderen Reiz, warum weiß ich selbst noch nicht so genau.

Am Nachmittag telefoniert Mama mit mir, währenddessen schlürfe ich den ersten Cocktail für heute und liege in der Hängematte.

Ich gehe die Stufen hoch, Wäsche das Meersalz aus meinen Haaren, wechsle Badeanzug gegen Kleid. Zeit zum Abendessen. 

An der Bar bestellt sich neben mir ein kleines Mädchen einen alkoholfreien Cocktail. Ganz aufgeregt erzählt sie von ihrer heutigen Schnorcheltour und was sie alles gesehen hat. Ihr großer Bruder habe in wenigen Tagen Geburtstag. Witzig sage ich, denn ich habe heute Geburtstag. Höflich gratuliert sie mir, nimmt ihren Cocktail und geht. Kurz darauf gratulieren mir ihr Vater und ihr Bruder recht herzlich. 

Ich esse mit meinem Tauchlehrer zu Abend. Als Nachspeise wird mir eine tolle Geburtstagstorte geschenkt. 


Die Kinder müssen mir helfen die Kerzen auszupusten. Kinder können das nämlich viel besser als die Erwachsenen. Alle bekomme ein Stück Torte, Bedienung und Küche selbstverständlich auch. Der Familienvater läd mich netterweise auf einen Cocktail ein.

Kurz vor Mitternacht gehe ich leicht torkelnd die Stufen hoch und falle erschöpft, aber glücklich in mein Bett.
Danke an jede Person, die zu diesem super Geburtstag beigetragen hat!! Ich werde den Urlaub und den Ort nie vergessen!


"Abtauchen, bevor wir nass werden"

Jeder einzelne Tauchort ist wirklich klasse, aber von zwei Tauchgänge möchte ich genauer erzählen. 


Der eine Ort heißt: MS Jojo

Es ist ein lang versunkene Wrack. Der Zweimaster hat früher Kokosnüsse verschifft. Wie immer zu Dritt springen wir ins Wasser und machen einen Abstieg ins Blaue. Als Referenz nur die Leine der Boje und den Tauchcomputer. 
Zehn Meter, die Sicht wird trüber. Achtzehn Meter, es wird immer dunkler, die Wasseroberfläche ist nur noch zu erahnen. Zwanzig Meter, alles ist grünblau und direkt unter den Flossen ist es plötzlich pechschwarz. Kurze Panik steigt auf, flaut aber genauso schnell wieder ab. Noch ein paar Meter tiefer ist die MS Jojo erreicht. 

Die Sichtweite beträgt nur noch zwei Meter, vermutlich dem Regen von letzter Nacht und heute geschuldet. Es ist so düster, dass wir eine Taschenlampe benötigen, leider haben wir nur eine für drei Leute dabei. Das Schiff liegt auf der Seite. Korallen und Schwämme haben sich angesiedelt, Fische schwimmen durch die offenen Luken. Es ist schön zu sehen, wie sich die Natur alles zurück nimmt, auch wenn es sehr lange dauert. 

Bei diesem Tauchgang macht sich das Nitrox sehr nützlich. Die Flasche ist nach etwa vierzig Minuten fast leer und bedenkliche Tauchzeitgrenzen, zwecks Stickstoff, noch weit entfernt. Zum Vergleich, mit normaler Druckluft hätten wir nur circa zehn Minuten gehabt um das Boot anzuschauen. 


Das Besondere an dem nächsten Tauchgang ist die Uhrzeit, denn es ist ein Nachttauchgang


Mit dem Untergang der Sonne hüpfen wir ins Wasser. Jeder hat eine eigene Taschenlampe in der Hand. Krebse und Schalentiere krabbeln über den Grund. 

Eine weiße riesen Seegurke schaut bisschen aus wie ein Tausendfüßler. Langusten verstecken sich in Höhlen. Nachts wird die Kommunikation mit Hilfe der Taschenlampen gemacht. Da die Sicht nur im Lichtkegel ist, müssen die Taucher auch näher beieinander schwimmen um sich nicht zu verlieren. 

Angeblich sind Nachts noch viel mehr Krabbeltiere unterwegs, als heute. Der Tauchguide sagt der Mond würde zu hell scheinen, als dass sie sich aus ihren Verstecken heraus trauen.


Das Auftauchen ist manchmal eher langweilig, da auf fünf Meter Tiefe ein Sicherheitsstopp für drei Minuten gemacht werden muss. Heute kann dieser Stopp nicht lange genug dauern. Die Taschenlampen werden ausgemacht und das Wasser vor der Nase mit den Händen aufgewühlt. Tausende kleine, leuchtende Punkte versetzten mich in eine Wunderwelt. Das Plankton flurisziert und wirbelt umher. Dieser Anblick hat nun endgültig mein Herz fürs Tauchen erobert. 


Mein Tauchurlaub in Daten

Nächte: 7
Tauchgänge: 13
Zeit unter Wasser: 765 Minuten
Durchschnittliche Maximaltiefe: 23,8 Meter
Absolute Maximaltiefe: 32,1 Meter
Neuer Tauchschein: 1 Nitrox bis 40% Sauerstoff


Meeresgetier: Kugelfisch, Tintenfisch, Korallenwächter, Clownfische, Skorpionfisch, Gartenaal, Lionfish, Papageienfisch, Sepia, Bumerangkoralle, Korbschwamm, Spiralröhrenwürmer, Pilzkoralle, Trichterschwamm, Mantashrimp, Lobster, Seegurke, Seestern, Mördermuscheln, Seepferdchen, Schildkröte, Schlange, Muräne, Krebse, Schnecken und noch sehr viel mehr!


Danke an Erich Zürcher, für die Unterwasserfotos! 

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